Die bayerische Universitätsmedizin begrüßt mit Nachdruck die Ausweitung der Corona- Testkapazitäten, die eine flächendeckende Untersuchung der Bevölkerung Bayerns ermöglichen soll. Der Ausbau der Kapazitäten zum jetzigen Zeitpunkt erscheint insbesondere auch deshalb sinnvoll und erforderlich, um in den bevorstehenden Herbst- und Wintermonaten bei gehäuft auftretenden Symptomen saisonaler Erkältungserkrankungen schnell reagieren und SARS-CoV-2 bei symptomatischen PatientInnen ausschließen zu können. Gleichzeitig gilt es, die potentielle Ausbreitung durch asymptomatische Virusträger mit großzügiger Testausweitung zu minimieren. Diese rechtzeitige Vorbereitung wird einen entscheidenden Beitrag im Kampf gegen die Ausbreitung von SARS-CoV-2 und damit für die Aufrechterhaltung des gesellschaftlichen Lebens und die Erholung der bayerischen Wirtschaft ausüben.
So wertvoll ein niedrigschwelliger Zugang zu Tests für die gesamte Bevölkerung ist, so wichtig ist aber auch eine sinnvolle Nutzung der Testkapazitäten. Daher sollten die vorhandenen Testkapazitäten insbesondere für solche Personen auch wiederholt angeboten werden, für die beruflich bedingt oder aufgrund der persönlichen Situation ein erhöhtes Infektionsrisiko oder ein erhöhtes Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf besteht. Dies ist in erster Linie Pflegepersonal und Bewohner von Alters- und Pflegeeinrichtungen, Krankenhauspersonal einschließlich Medizinstudierender und (Risiko-)PatientInnen, SchülerInnen und Lehrpersonal, BetreuerInnen und Betreute in Kitas und Kindergärten sowie Personen, die auf engstem Raum zusammenleben und arbeiten.
Die Dynamik der Virusverbreitung ist noch immer nur unzureichend verstanden. Die Kosten für flächendeckende Testungen lassen sich daher insbesondere auch dann rechtfertigen, wenn mit den erhobenen Daten wichtige neue Erkenntnisse über die Verbreitung und die Eingrenzung des Virus gewonnen und damit sich anbahnende Infektionswellen schnell erkannt und effizient verhindert werden können. Dies kann nur gelingen, wenn die Testkapazitäten, die in den zurückliegenden Monaten in den bayerischen universitätsmedizinischen Einrichtungen aufgebaut wurden, dabei systematisch einbezogen werden und die infektionsepidemiologische Expertise der Universitätsmedizin genutzt wird.
Die Universitätsklinika und Medizinischen Fakultäten haben in den vergangenen Monaten bei der Beherrschung der Pandemie ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt und in enger Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden als Eckpfeiler des Gesundheitssystems die regionale Koordination der medizinischen Versorgung übernommen. Der Universitätsmedizin in Bayern muss mit ihrer vielfältigen praktischen Kompetenz eine führende Rolle auch bei der Planung und Durchführung flächendeckender Corona-Testungen zugewiesen werden, um Infektionsschutz der Bevölkerung und wissenschaftliche Aufarbeitung von positiven Testergebnissen sowie die Nachverfolgung der Infektionsketten zur Kontrolle der Pandemie nachhaltig sicherzustellen. Um die infektionsmedizinische Kompetenz der Universitätsmedizin und des öffentlichen Gesundheitsdienstes zur vollen Entfaltung zu bringen, müssen auch neue Strukturen geschaffen und die in den einzelnen Sektoren vorhandenen Expertisen in einem Bayerischen Zentrum für Infektionsmedizin zusammengeführt und verzahnt werden. Nur so kann Bayern auch zukünftige Herausforderungen durch Infektionskrankheiten erfolgreich bestehen.
Die Universitätsmedizin Bayern ist ein Zusammenschluss der bayerischen Universitätsklinika und medizinischen Fakultäten und vertritt die gemeinsamen Anliegen der bayerischen Universitätsklinika und Medizinischen Fakultäten.
Vorsitzender:
Prof. Dr. med. Matthias Frosch
Julius-Maximilians-Universität Würzburg
Dekanat Medizinische Fakultät
Josef-Schneider-Straße 2/D7
97080 Würzburg
Tel. 0931/201-55201
mfrosch@hygiene.uni-wuerzburg.de
Stellvertretender Vorsitzender:
Prof. Dr. med. Oliver Kölbl
Universitätsklinikum Regensburg
Franz-Josef-Strauß-Allee 11
93053 Regensburg
Tel. 0941/944-5301
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